Verknüpfung von Theorie und Praxis im Leistungskurs Erziehungswissenschaften // Expert:innen informieren am Beruflichen Gymnasium über stationäre Erziehungshilfe

Verknüpfung von Theorie und Praxis im Leistungskurs Erziehungswissenschaften  // Expert:innen informieren am Beruflichen Gymnasium über stationäre Erziehungshilfe
Neues aus den Schulen Warendorf

„Erzieherisches Handeln in Institutionen: Heimerziehung“ lautete der Titel der Informationsveranstaltung für die Schülerinnen und Schüler der Leistungskurse Erziehungswissenschaften der Q2 des Beruflichen Gymnasiums Gesundheit und Soziales am Paul-Spiegel-Berufskolleg Warendorf, zu der Expertinnen und Experten regionaler Einrichtungen der stationären Erziehungshilfe im Kreis Warendorf geladen waren.

„Zielsetzung der Veranstaltung ist die Verknüpfung der im Unterricht erarbeiteten Entwicklungen, Veränderungen und Perspektiven der stationären Erziehungshilfe mit dem Wissen der professionellen Expertinnen und Experten aus der Praxis“, erläutert Gisela Mersmann, Fachlehrerin für das Fach Erziehungswissenschaft. „Zur Vorbereitung auf die Veranstaltung haben die Schülerinnen und Schüler im Fachunterricht einen Fragenkatalog für die Gäste entwickelt“, ergänzt Stefanie Roberts, Fachlehrerin für das Fach Erziehungswissenschaften.

Dr. Christoph Heckmann, Gesamtleitung der Erziehungshilfe St. Klara, eine Einrichtung in Trägerschaft des Caritasverbandes im Kreisdekanat Warendorf e.V., stellte gleich zu Beginn seines Vortrags heraus, dass der Begriff „Heimerziehung“ nicht mehr dem Bild einer modernen Erziehungshilfe entspreche. Das Negativimage der Heimerziehung mit Gebäuden, die einen „Krankenhaus-Charakter“ hätten, habe sich gewandelt. So zeugen auch die Bilder der Präsentation von Dr. Heckmann davon, dass Kinder und Jugendliche heute in modernen, oftmals freistehenden Häusern der Einrichtung untergebracht sind mit ansprechenden Gemeinschaftsräumen sowie einem großen Gelände mit viel Platz für Bewegung und zum Spielen.

„Die Erziehungshilfe ist heute gut aufgestellt und umfasst ein breites Angebotsspektrum“, informiert Boris Krumtünger, Fachgebietsleitung der Kinder- und Jugendhilfe Outlaw GgmbH am Standort Kreis Warendorf. Neben Einrichtungen der Hilfen zur Erziehung bietet Outlaw als bundesweiter Träger auch Kindertagesstätten an. Die Einrichtungen würden als „Lebensorte“ verstanden, in denen Familienberatung im Rahmen des Rückkehrkonzepts geboten würde.

Rabia Karadag, Leiterin der LWL-Wohngruppe am Standort Warendorf, berichtete von den vielfältigen erlebnispädagogischen Angeboten für die Mädchen und Jungen der Regelgruppe. „Ferienfreizeiten in Bayern oder Norwegen sowie Wanderungen, Campen und Bogenschießen“, stellt Rabia Karadag als Bausteine der erlebnispädagogischen Freizeitaktivitäten für Jugendliche ab dem 12. Lebensjahr vor.

Daniel Kiehne, Teamleiter im allgemeinen Sozialen Dienst (ASD) am Amt für Jugend und Bildung des Kreises Warendorf, informierte über die Hilfen zur Erziehung im Kontext des Kinder- und Jugendhilfegesetzes (KJHG) sowie Sozialgesetzbuches (SGB). „Wie läuft ein Hilfeplangespräch ab?“ und „Wie wird die ambulante oder (teil-)stationäre Erziehungshilfe finanziert?“ waren Fragen, die die Schülerinnen Anja Gatzke und Lena Claves an Daniel Kiehne richteten und die dieser professionell beantworten konnte. Ebenso stellte Daniel Kiehne heraus, wann eine Kindeswohlgefährdung vorliegt und wie eine Inobhutnahme in der Praxis erfolgt.

„Wie gelingt es Ihnen, Distanz zu bewahren bei ‘Fällen’, die Sie emotional berühren?“, fragte die Schülerin Anelis Vanessa Stoian gegen Ende der Veranstaltung in die Expertenrunde. Alle waren sich darin einig, dass eine langjährige Berufserfahrung, die Arbeit in einem multiprofessionellen Team und die professionelle Distanz zum Gelingen einer guten Beziehungsgestaltung beitrügen.

„Die Informationsveranstaltung hat eine gute Gelegenheit geboten, Einblicke in die Methoden und Praxis der Hilfen zur Erziehung zu bekommen und unsere Fragen zu beantworten“, resümieren die Schülerin Lea Niemann und der Schüler Marco Friesen die Veranstaltung.

Foto: Paul-Spiegel-Berufskolleg Warendorf

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer (v.l.n.r): Stefanie Roberts und Gisela Mersmann (Fachlehrerinnen), Sylvia Sahl-Beck (Abteilungsleiterin Berufliches Gymnasium), Boris Krumtünger (Fachgebietsleitung Outlaw GgmbH), Dr. Christoph Heckmann (Gesamtleitung Erziehungshilfe St. Klara in Beckum), Rabia Karadag (Leitung der LWL-Wohngruppe am Standort Warendorf), Daniel Kiehne (Teamleiter, Allgemeiner Sozialer Dienst im Amt für Jugend und Bildung des Kreises Warendorf)